photographic project | 2006 – 2010
Klaus Bock:
Der fotografische Blick entspricht nicht dem alltäglichen Sehen. Fotografien leben im Gegenteil von der Verblüffung, die die Eigenarten dieses Mediums in den BetrachterInnen auslösen.[1] Sandra Fockenberger’s „Überraschungen“[2] bestehen darin, Teile von Architektur zu zeigen, die gewöhnlich im Verborgenen bleiben oder die von den meisten PassantInnen nicht bewusst wahrgenommen werden: Dachböden von Kirchen.
Die in Graustufen gehaltenen Fotografien zeigen Formen, die durch das kontrastreiche Wechselspiel von Licht und Schatten enorme Plastizität erhalten und das Auge der BetrachterInnen in ein undurchdringliches Schwarz führen. Der Dachboden fungiert in ihrer Arbeit als Metapher für das Vergessene, Verborgene, geduldig auf die Wiederentdeckung Wartende, das Profane hinter dem Heiligen. Sie blickt der Kirche „unter die Soutane“, richtet ihre Kamera auf den praktischen, unansehnlichen Teil einer der Repräsentation von Herrschaft dienenden sakralen Architektur.[3] Sandra Fockenberger macht nur kleine Ausschnitte der Dachböden sichtbar, das Licht dringt nicht in alle der zahlreichen Ecken und Winkel.
Es sind diese Schatten in ihren Bildern, die der Phantasie der BetrachterInnen ausreichend Raum bieten, um in der Dunkelkeit der sakralen Bauten allerlei Unerfreuliches zu projizieren.
1 Vgl. Barthes, Roland: Die helle Kammer. Bemerkungen zur Photografie. Suhrkamp: Frankfurt am Main 1989, S. 41f
2 Ebd., S. 42
3 Vgl. Kündiger, Barbara: Fassaden der Macht. Architektur der Herrschenden. E. A. Seemann Verlag: Leipzig 2001, S. 127
Michaelerkirche
Altlerchenfelder Kirche
Karlskirche
Klaus Bock:
The camera’s view is not an everyday one. On the contrary, photographs live from the astonishment triggered in the viewer by the intrinsic qualities of the medium. Sandra Fockenberger’s „unexpected“ images* consist of showing architectural elements that are usually concealed from sight or not consciously looked at: church roofs.
The black-and-white photographs show forms that are lent an enormous plasticity by the richly contrast in the interplay between light and shadow, and that lead the spectator’s eye into an impermeable black. In her work, the attic is a metaphor for the forgotten, the concealed and patiently awaiting rediscovery, the profane behind the saint. She looks under the church’s cassock, so to speak, focussing her camera on the practical, unsightly part of sacral architecture that serves to represent dominion.** Sandra Fockenberger makes only small sections of the roof visible, the light does not reach all of the many corners and anglesl.
It is these shadows that provide the viewer’s imagination with sufficient space to project all kinds of unpleasantness in the darkness of the sacral buildings.
* Cf. Barthes, Roland: Camera Lucida: Reflections on Photography, Vintage, London 1982
** See Kündiger, Barbara: Fassaden der Macht. Architektur der Herrschenden, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2001, p.127
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